Frau Luna
Fritze Steppke träumt vom Fliegen, am liebsten mit dem Luftschiff des Grafen Zeppelin. Niemand ist von seinen Phantastereien begeistert. Auch seine Verlobte Marie bangt um die Zukunft ihres Geliebten. Noch heftiger reagiert seine Zimmerwirtin Frau Pusebach, Maries Tante. Als er nach neuesten Erfolgsmeldungen des Grafen Zeppelin im Übermut seinen Meister provoziert und entlassen wird, kündigt sie ihm sein Zimmer. Nun ist Fritze nicht nur arbeits- und obdachlos, auch Maries Liebe steht auf dem Spiel. In dieser verzweifelten Lage erfüllt sich plötzlich sein innigster Wunsch, auf den Mond entfliehen zu können. Begleitet wird er dabei von seinen Freunden Pannecke und Lämmermeier, aber auch Frau Pusebach ist ungebeten mit von der Partie.
Auf die vier Erdenbewohner warten im Reich der Mondgöttin Frau Luna zahlreiche Überraschungen und Liebesabenteuer. Im Verlaufe des turbulenten Aufenthaltes entwickelt sich Steppkes Wunschtraum mehr und mehr zum Alptraum, aus dem er plötzlich unsanft gerissen wird.
Fritze berichtet Marie von seinen Erlebnissen auf dem Mond und verspricht ihr, seine Luftschiffpläne an den Nagel zu hängen. Marie jedoch überrascht ihren Verlobten mit einem unerwarteten, von der Berliner Luft, Luft, Luft… beflügelten Geschenk.
Operetten-Revue in 2 Akten von Paul Lincke
Nach einem Libretto von Heinrich Bolten-Baeckers
Textliche Neufassung von Otto Schneidereit
Erleben Sie in FRAU LUNA, wie es vier Berlinern bei ihrem Besuch unseres Erdtrabanten ergeht! Geniessen Sie eine witzige Story voller Überraschungen und Einfälle, getragen von mitreissender Musik, gespickt mit berühmten Ohrwürmern.
Das gesamte Ensemble des Stadttheaters Sursee entführt sie einmal mehr mit gewohnt effektvoller Bühnenpräsenz in die Metropole Berlin und in die Gefilde der "Frau" im Mond!
1. Akt
In Berlin ist immer was los! Das weiss jeder – und niemand besser als der Mechaniker Fritze Steppke. Gerade erst hat ihn sein Meister wegen seiner Luftfahrtsfantastereien gefeuert, da liest er in der Zeitung, dass Graf Zeppelin den ersten Flug seines Luftschiffes plant.
Fliegen war schon immer Steppkes Traum! Das wissen seine besten Freunde, der Schneider Lämmermeier und der Portier Pannecke – und das weiss auch Fritzens Verlobte Marie. Nur Mathilde Pusebach, Maries Tante und zugleich Steppkes Vermieterin, soll von diesen "Flausen" nichts erfahren. Und wenn der Wachtmeister Theophil, der sich für das junge Zimmermädchen Ella aus dem Vorderhaus interessiert, von Fritzens Plänen erführe, liesse er ihn wahrscheinlich sofort verhaften.
Witwer Pannecke hat sich mit Mathilde Pusebach verlobt, um nicht irgendwann alleine zu enden. Die Heirat will er dennoch am liebsten bis zum Sankt Nimmerleinstag aufschieben. Dementsprechend schlecht ist die Laune der Pusebach, die zudem seit Jahren einem Liebesabenteuer im nächtlichen Tiergarten nachtrauert. Erst verführt und dann sitzengelassen – die Pusebach ist misstrauisch und hart gegenüber den Männern geworden. Als sie sieht, wie Steppke von Flora Huschke, der attraktiven Chansonette aus dem Vorderhaus, hin und weg ist, schlägt sie Krach. Dabei hat Steppke doch nur geholfen, den Wagen von Floras aktuellem Schwarm Egon von Schlettow wieder startklar zu machen.
Nachdem sich Lämmermeier auch noch wegen Fritzens Kündigung verplappert hat, ist für Mathilde Pusebach das Mass voll: Zum nächsten Ersten ist Steppke als Mieter gekündigt und seine Verlobte Marie soll er sich auch aus dem Kopf schlagen.
Marie ist traurig, als sie von Fritzens Rauswurf und seiner Flirterei mit der Huschke erfährt. Dabei hat sie so an ihn geglaubt, hat sogar dem Grafen Zeppelin heimlich einen Brief geschrieben. Nun scheint das Glück der beiden schon vorbei, bevor es überhaupt erst richtig angefangen hat.
Fritze hadert mit seinem Schicksal und wünscht sich in der Verzweiflung einfach möglichst weit weg zu verschwinden - …. und siehe da: sein innigster Wunsch geht in Erfüllung! Die beiden Kumpels Lämmermeier und Pannecke begleiten ihn natürlich auf dem Flug zum Mond. Dummerweise hat sich die Pusebach auch noch an das Gefährt gehängt, um ihren Verlobten während der Reise zu beaufsichtigen.
Mit traumwandlerischer Sicherheit landet man tatsächlich auf dem Mond, wo der Hausmeister Theophil die Mondbewohner beim Putzen des Mondes beaufsichtigt. Gerne prahlt er mit seiner Erdenreise nach Berlin, wo er sogar ein amouröses Abenteuer hatte, doch jetzt ist er mit Stella, der Zofe von Frau Luna, liiert. Unter den vier Besuchern ist zu seinem Entsetzen die Pusebach aus dem Tiergarten. Am liebsten würde er alle vier in einem schwarzen Loch verschwinden lassen. Prinz Sternschnuppe, der schon seit langem Frau Luna, die Göttin des Mondes, vergeblich bezirzt, soll ihm dabei helfen.
Luna erscheint, lässt den Prinzen links liegen und interessiert sich vielmehr für die vier mondreisenden Berliner, die baff sind, dass der Mann im Mond eine Frau ist.
2. Akt
Das Interesse der Mondgöttin an Prinz Sternschnuppe nimmt immer mehr ab, jenes an ihren Berliner Gästen im Allgemeinen und Fritze Steppke im Besonderen hingegen immer mehr zu. Nach der feierlichen Begrüssung durch Frau Luna im Mondpalast und der prächtigen Vorstellung der Sternzeichen nimmt die Begeisterung der drei Berliner für das amouröse Treiben auf dem Mond erheblich zu und lässt den frostigen Empfang durch die Mondbewohner in den Hintergrund treten. Nur Mathilde Pusebach kann sich nicht erwärmen. Im Gespräch mit ihrer "verflossenen" Liebe aus dem Tiergarten, erfährt sie von dessen Verlobung mit Stella und muss auch eifersüchtig miterleben, wie ihr Pannecke sich mit Fräulein Venus glänzend amüsiert.
Luna empfängt Steppke allein in ihrem Gemach und umgarnt ihn. Als sie ihn verführen will, entflammt Fritzens Sehnsucht nach seiner Marie - …. Plötzlich ist Fritze wieder auf der Erde, wo ihn seine Marie völlig aufgelöst allein auf der Strasse vorfindet. In seiner Verwirrung erzählt er ihr von seinem Besuch auf dem Mond und der eben geglückten Landung. Diese verworrene Situation wird durch das unerwartete Erscheinen des Briefträgers beruhigt. Er bringt einen an Steppke adressierten Brief des Grafen Zeppelin, der ihn zu sich an den Bodensee einlädt, um ihn als Mitarbeiter für ein Flugprojekt anzuheuern. Aus Freude und Dankbarkeit verkündet Steppke, dass die Heirat mit seiner Marie wie geplant noch am selben Tag stattfinden solle. Von der allgemeinen Feierlaune angesteckt, geben sich die Pusebach und Pannecke nun endlich auch das Eheversprechen. Gleichzeitig geloben sich Ella und Theophil ebenfalls ein Paar zu werden.
Unter grosser Anteilnahme der Berliner Bevölkerung wird das neu vermählte Brautpaar Fritz und Marie Steppke gefeiert. Alle sind glücklich und zufrieden, denn ungeachtet aller grossen Pläne ist es in Berlin eben doch am schönsten – vielleicht auch wegen der Berliner Luft!
1893 engagierte der Theaterdirektor Jacques Glück Paul Lincke an sein Apollo-Theater, damals eine der wichtigsten Varieté-Bühnen Berlins mit einem bunten Programm. Zu einem ganzen Strauss von Attraktionen gehörte bald ein Einakter, der zunehmend an Beliebtheit gewann. Die Programmhefte kündigten diese Einakter häufig als "burlesk-phantastische Ausstattungs-Operette" an, in Wahrheit waren sie oft nicht viel mehr als eine Posse mit Gesang.
Mit ihrer entsprechend gestalteten Operette VENUS AUF ERDEN erlebten Lincke und Bolten-Baeckers 1897 den ersten grossen Triumpf. Schon hier wurde ein Berliner in himmlische Sphären versetzt, auch wenn dabei Offenbachs ORPHEUS ganz klar Pate stand.
Als Lincke nach seinem knapp zweijährigen Pariser Zwischenspiel im Februar 1899 nach Berlin zurückkam, war die Zeit knapp, denn schon am 1. Mai sollte im Apollo-Theater die Premiere von FRAU LUNA sein, um dem konkurrierenden Metropol-Theater zuvor zu kommen. Die Idee, Menschen auf den Mond zu schicken und dort mit den Mondbewohnern zusammentreffen zu lassen, war nicht neu: Schon 1865 erschien Jules Vernes DE LA TERRE A LA LUNE (VON DER ERDE ZUM MOND) und 1875 machte Jacques Offenbach in Paris erstmalig eine Operette daraus. Lincke und Bolten-Baeckers bedienten sich gerne dieser Thematik für ihr neustes Werk, in das sie auch bekannte Nummern aus früheren Kompositionen einbauten. Dem Publikum war es egal, es feierte FRAU LUNA noch stürmischer als VENUS AUF ERDEN, und selbst ein so bedeutender Kritiker wie Alfred Kerr rühmte den Walzer "Schlösser, die im Monde liegen".
In einer schnelllebigen Zeit mit immer neuen technischen Innovationen hatten Lincke und sein Librettist mit FRAU LUNA das Lebensgefühl der Berliner so genau getroffen wie Johann Strauss ein Vierteljahrhundert zuvor mit der FLEDERMAUS dasjenige der Wiener.
Bemerkenswert ist, dass viele Nummern, für die FRAU LUNA heute berühmt ist, in dieser einaktigen Urfassung noch gar nicht enthalten waren. Zwar sang die Witwe Pusebach schon ihr "O Theophil", aber die berühmte "Berliner Luft" komponierte Paul Lincke erst 1904 für eine Operette gleichen Namens, aus der auch das Lied "Schenk mir doch ein kleines bisschen Liebe" stammt. Beide Nummern nahm Lincke Anfang der 1920er Jahre in seine abendfüllende Version der FRAU LUNA auf.
Otto Schneidereit (1915–1978) war der "Mister Operette" in der DDR. Er übernahm die Aufgabe, die wichtigste aller Berliner Operetten, die in keiner Weise dem sozialistischen Kunstideal entsprach, durch die Erstellung einer eigenen Fassung (1957) für die DDR zu "retten". Er strich anrüchige Textpassagen und tauschte einige Nummern aus. Bei dieser Gelegenheit gelang es ihm, die dramaturgischen Schwächen der abendfüllenden Versionen der 1920er und 1940er Jahre auszumerzen. Schneidereit entschied sich dafür, die ganze utopische Mondfahrt Steppkes als nicht real, sondern lediglich als Traum darzustellen. Darin begegnet Steppke auf dem Mond lauter Gestalten, die er vorher schon auf der Erde erlebt hat, wenn auch in leicht veränderter Gestalt. Die Idee zu dieser Figuren-Spiegelung kam Schneidereit vielleicht durch die Kenntnis des Musicals DER ZAUBERER VON OZ von Harold Arlen (1942), wo aus Dorothys Tante Em die gute Hexe des Nordens und aus ihrer bösen Nachbarin Miss Almira Gulch die böse Hexe des Westens wird. Ein gut bewährtes Prinzip also.
Bei all den Veränderungen, die FRAU LUNA im Verlaufe der Jahre erfahren hat, bewahrt dieses Werk seine einmalige Ausstrahlung. Ganz nach Paul Linckes oberster Maxime unterhält und amüsiert diese Berliner Operette mit seiner phantastischen Geschichte und der mitreissenden Musik das Publikum bis heute.
Menschen mit einer ähnlichen Biografie gab es im wilhelminischen Berlin viele – und doch gab es nur einen Paul Lincke! Dieser wurde 1866 als Sohn eines musikliebenden Magistratsdieners, der sein Salär nebenbei als Aushilfsgeiger in Musikkapellen aufbesserte, im Herzen Berlins geboren.
Als der kleine Paul noch keine fünf Jahre alt war, starb der Vater. Trotzdem erhielt der Sohn eine gute Schulbildung (mit Französisch als Fremdsprache) und ersten Instrumentalunterricht auf der Geige. Ehemalige Musikerkollegen des Vaters erkannten das besondere musikalische Talent des Jungen und empfahlen der Mutter, ihren Sohn zur Ausbildung in die "Stadtpfeiferei" (Stadtkapelle) von Wittenberg zu schicken.
Nach drei Jahren, in denen der junge Paul nahezu alle nur vorstellbaren Instrumente öffentlich spielte und einen guten Überblick über die gebräuchliche Musik seiner Zeit erhielt, erfolgte die Rückkehr in seine Heimatstadt. Für eine Laufbahn in einer Militärkapelle war der junge Mann nach Meinung der Ärzte zu schmächtig, weshalb Lincke an verschiedenen Privattheatern anzuheuern begann - zuerst als Orchestermusiker, dann auch als Repetitor und anschliessend als Kapellmeister.
Entscheidend für Linckes Theaterkarriere wurde seine Verpflichtung ans Apollo-Theater, wo er als eleganter Dirigent mit Kaiser-Wilhelm-Schnurrbart ebenso Aufsehen erregte wie als Komponist kleiner Einakter, die am Ende der Varieté-Programme gespielt wurden. Nach dem grossen Erfolg von VENUS AUF ERDEN wurde Lincke 1897 sogar an die Pariser "Folies Bergère" verpflichtet. Nach seiner Rückkehr 1899 gelang ihm sein grösster Erfolg: FRAU LUNA. Weitere, ähnlich gestrickte Einakter folgten an diesem und anderen Theatern.
Der erfolgreiche Komponist konzentrierte sich bald auf Gastdirigate und seinen mit einem Partner gegründeten Apollo-Musikverlag. Bei einer Amerika-Tournee wurde Lincke als Komponist des international bekannt gewordenen "Glühwürmchen"-Songs gefeiert, während in Berlin und ganz Deutschland sein Schlager "Das macht die Berliner Luft" am berühmtesten wurde.
Mit den immer rasanter werdenden musikalischen Entwicklungen seiner Zeit konnte er irgendwann nicht mehr Schritt halten und kam ebenso wenig mit den grossen politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen der 1920er Jahre klar. Obwohl die nun abendfüllend gewordene und dafür mit erfolgreichen Nummern aus seinen anderen Bühnenwerken angereicherte FRAU LUNA erfolgreich gespielt wurde, galt Lincke als Komponist von gestern. Zu grossen Ehren kam er erst wieder im "Dritten Reich", wo viele seiner Operettenkollegen wegen ihrer jüdischen Abstammung nicht mehr gespielt werden durften. Der sich nie einer Partei zugehörig fühlende Monarchist Paul Lincke liess sich die Ehrung durch die Nationalsozialisten, die in einer gross inszenierten Neuaufführung seiner FRAU LUNA zu seinem 75. Geburtstag gipfelten, gerne gefallen. Dies ist aus Sicht des gealterten Komponisten zwar nachvollziehbar, schadete ihm und seinem Nachruhm jedoch, obwohl die Popularität seiner Musik noch einige Jahrzehnte nach seinem Tod (1946 im Harz) ungebrochen blieb.
Seinen Platz in der Musikgeschichte hat Lincke als "Gründervater" der Berliner Operette sicher, zudem werden seine beliebtesten Schlager und seine berühmteste Operette FRAU LUNA noch lange aktuell bleiben, während viele seiner anderen Kompositionen und Bühnenwerke längst vergessen sind
Flora/Frau Luna
Fritz Steppke
Lämmermeier
Pannecke
Frau Pusebach
Marie/Jungfrau
Theophil
Ella/Stella
Egon/Prinz Sternschnuppe
Anna/Venus
Bierkutscher/Mars
Bühnenbau
Johannes Bolliger, Franz Hodel, Jost Meyerhans, Sabrina Zanatta, Caroline Seeholzer, Lars Bolliger, Cédric Dillier, Urs Heller, Fynn Bolliger (Teamleitung), Ernst Portmann
Kostüme
Ariann Gloor (Teamleitung), Sybille Zihler, Maria Wyder, Alexa Lipp-Fölmli, Beatrice Bättig, Regula Stocker, Cornelia Strebel, Bea Von Kiparski
Frisuren und Maske
Claudia Schilliger-Fischer, Evelin Winiger, Yvonne Häfliger-Arnold, Corinne Zwyer, Patricia Stalder, Irène Hess-Lötscher, Hanni Nievergelt (Teamleitung), Nadine Zberg, Steffy Berchtold
Requisiten
Daniela Bucher Schmidlin
Inspizienz
Hilda Joos, Beatrice Steiner
Korrepetition
Patricia Ulrich, André Briel, Marina Vasilyeva, Artem Markaryan
Garderobe
Bea Kiener, Mari Carmen Meyerhans, Ueli Merki, Vreny Merki, Theres Hodel, Heidi Arnosti
Theaterkasse / Vorverkauf
Monika Vonarburg, Ursula Koch Arnold, Brigitte Käch-Niffeler, Gaby Meier-Felix
Programmverkauf / Platzanweisung
Vanessa Büchel, Sophia Schenker, Mia Scheidegger, Sophie Erb, Matteo Zihler und vorne Colin Dillier, Lara Büchel, Yara Furrer, Nando Kellenberger, Lorena Kiener, Julia Krack, Franziska Schüpbach
Sanitätsdienst
Heidi Rohrer, Claudia Troxler, Isabella Stöckli
Wir bedanken uns herzlich bei unserem Gold- und den beiden Silbersponsoren.
6210 Sursee
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