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Chlöisu - die Wirklichkeit ist nicht alles

Einpersonenstück über den Berner Musiker Niklaus (Chlöisu) Friedli (1948-1981), dessen Album „Wohäre geisch?“ bis heute Kultstatus geniesst. Der Soloabend verbindet Schauspiel und Musik – mit einem sich ständig wandelnden Bühnenbild.

Einführung um 16:30 im Theaterrestaurant Abruzzen

Der Abend ist nicht einfach nur die Wiedergabe von Friedlis Biografie, sondern auch eine Auseinandersetzung mit den beiden Konstrukten „Wirklichkeit“ und „Fantasie“ – etwas, womit sich Friedli aufgrund seiner psychischen Erkrankung auch immer wieder auseinandersetzen musste.

Chlöisu - die Wirklichkeit ist nicht alles
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Saalplan

Der Soloabend erzählt vom Leben von Chlöisu Friedli, einem Pianisten, der in den 1970er-Jahren dem Blues Berndeutsch beigebracht hat. Von ihm gibt es nur ein einziges Album, dessen Stücke man aber bis heute kennt. Neben seiner ausgeprägten Lebenslust und seiner Leidenschal für die Musik war sein Leben auch immer wieder gezeichnet von Krisen und langen Klinikaufenthalten, trotz oder wegen derer er seinen ganz eigenen, unverkennbaren MusiksYl entwickelt hat. Es ist die Geschichte von einem Gratwanderer, der nach und nach an den Rand gespült wurde – bis er dort den Zug nahm, wo es keinen Bahnhof gab und seinem Leben somit frühzeiYg ein Ende setzte. Wie schon das erste Solo "EIN KUSS – ANTONIO LIGABUE" besteht auch dieser Abend wieder aus zwei Kunstrichtungen: Diesmal nicht aus Schauspiel und Malerei, sondern aus Schauspiel und Musik. Der Abend ist nicht einfach nur die Wiedergabe von Friedlis Biografie, sondern auch eine Auseinandersetzung mit den beiden Konstrukten „Wirklichkeit“ und „Fantasie“ – etwas, womit sich Friedli aufgrund seiner psychischen Erkrankung auch immer wieder auseinandersetzen musste.

 

Besprechung in der NZZ am Sonntag (3. November 2024)
Er hätte das Leben so gern angenommen

Gutes Theater kann so einfach sein! Marco Michel legt mit einem ergreifenden Einpersonenstück über die Berner Blues-Legende Chlöisu Friedli den Menschen hinter dem Mythos frei. Von Bänz Friedli
 

Das Stück beginnt ohne Anfang. Noch ist es hell im Saal, da geistert ein Unrasierter im Mantel auf der Bühne umher: «Mängisch frag i mi, wi das ganze Theater eigentlech het aagfange …» Über der Schulter trägt er einen Habersack, wie er Pferden umgehängt wird. «Am Schluss fragsch di immer, wi’s het aagfange – u wi d’s vilech hättsch chönne verhindere.» Der Kniff, als Bühnenakteur die Theatersituation als solche zu bezeichnen, mag nicht neu sein. Hier aber ist er verblüffend angebracht, weil er just das Gegenteil bewirkt: dass die Zuschauenden nämlich unvermittelt mittendrin sind – nicht in der Aufführung, sondern mitten im Leben des Chlöisu Friedli, für den die Grenze zwischen Vorstellung und Wirklichkeit zuweilen verschwamm. Denn hier spielt ein im besten Sinn Besessener: Marco Michel, der sich die Vita des Porträtierten mittels minutiöser Recherche zu eigen gemacht hat. Und damit den Berner Musiker ehrt, dessen einzige LP die Stadt im Sommer 1982 erschütterte: «Wohäre geisch?» So ha`e die Mundart noch nie geklungen! Chlöisus Geschichten, Songfragmente und Improvisationen erzählten kruden Alltag als Poesie. Fortan war der philosophierende Honkytonk-Pianist auch jenen ein Begriff, die ihm während der 1970er-Jahre in den Spelunken der Altstadt und dem Konzertlokal «Mahogany Hall» nie begegnet waren. Das Album wurde zum Monolithen der Mundartkultur und inspirierte nachfolgende Berner Liederschreieber: Die dadaistische Gesellschalssatire haben sich Endo Anaconda und Büne Huber genauso von Friedli abgehört wie das hemmungslose Sentiment. Die LP blieb aber auch tragisches Versprechen, Lebemann Friedli hatte sich im Vorjahr, 32-jährig, das Leben genommen. Nachgelassene Schriften wurden veröffentlicht, viele versuchten, den Mythos Chlöisu zu entschlüsseln. Dem Musiker Dänu Brüggemann gelang 2007 bereits ein bewegendes Theaterstück. Dessen Titel «Sünneli-Blues» verwies auf Friedlis bekanntestes Lied, in dem er lakonisch von Aufenthalten in der Psychiatrischen Klinik Waldau berichtet. «Wenn hüt eine wott usschlafe, de muess er i d’ Waldou. Dert git’s zum Bispiel o Mineralwasser. Dür d’ Wuche düre Henniez u am Sunntig Citron.» Zwar trifft «Art brut» auf Chlöisu durchaus zu, allzu sehr wurde er nach dem Tod freilich zu einem «Adolf Wölfli des Blues» stilisiert, einem verwirrten Aussenseiter, der er nicht war. Mit dem Monodram «Chlöisu» gelingt Marco Michel nun als Autor und Darsteller mehr als eine Korrektur. Ein grandioses, aufwühlendes Stück Theater hat der Berner Schauspieler mit den Co Regisseurinnen Lara-Fabienne von Zastrow und Linda Sollacher erschaffen. Nach langen Jahren in Berlin und auf italienischen wie amerikanischen Bühnen widmet der eben vierzig gewordene Michel sich der Überfigur seiner Herkunlsstadt. Schlicht ergreifend. Zum einen beweist sein Berndeutsch, welch grosse Kunst in Mundart möglich ist. Hiesige Stadttheater überlassen den Dialekt meist den Laienbühnen, selbst den «Verdingbub» führten die «Bühnen Bern» in Hochsprache auf. Gegensteuer gibt allein der Dramaturg Lucien Haug, der Sophokles’ «Antigone» in Basel gerade schweizerdeutsch auf die Bühne bringt. Für «Chlöisu» hat Michel bewusst Mundart gewählt. Seine sprachliche Versiertheit bewies er im deutschen Fernsehen und in New York, wo er 2018 am Festival «United Solo» in englischer Sprache den Preis für das beste Einpersonenstück erntete. Zweitens füllt hier einer ein Haus allein mit seiner Schauspielkunst. Warum vertrauen Schweizer Theater nicht öfter auf schieres Können, statt sich in ach so originellen Besetzungen und schrillen Video-Animationen zu verlieren? Das Bühnenbild: genial simpel. Einzig ein Klavier und stapelbare Kartons sind zu sehen, anfänglich als Labyrinth angeordnet. In der Folge zeichnen die Kartons – zu Tischen gestapelt, zu Bergen getürmt, zu Höhlen geformt oder auch nur Platzhalter für eine LP-Hülle, ein Dach über dem Kopf – den Lebensirrgarten des Chlöisu Friedli von der Wiege bis zum selbstgewählten Tod. Sie betonen aber auch das Künstlich-Theaterhale. Umso frappanter, dass die Aufführung, obzwar schon zu Beginn als «Theater» benannt, so gar nichts Theatralisches hat. Da wird nicht «theäterlet», da erscheint einer von der ersten Sekunde an glaubhal als Chlöisu. Michel stellt die Berner Legende für neunzig eindringliche Minuten nicht nur dar, sondern er wird zum Chlöisu Friedli und gibt uns so späten Aufschluss über einen sagenumwobenen Menschen. Wir erleben mit ihm den Tod des Vaters und wie er als Bub auf freier Wiese die Hochhaussiedlung Tscharnergut erstehen sah, der er den «Tscharni Blues» widmen sollte. Besonders berührend ist er als liebender Vater, der die Tochter in den Schlaf singt. Alle anderen Figuren – Bruder, Mutter, Ehefrau, Tochter, Freundin – werden mit präzis-kargen Lichteffekten dialogisch dargestellt, alle von Michel gespielt, und allmählich verdringlichen sich auch Friedlis Dämonen. Aber sind es Dämonen? Nicht nur der Alltag des Protagonisten war kurios und absurd, unser aller Alltag ist es. Das Stück oszilliert um die Frage, ob denn dieser Kauz Friedli «kurlig» sei oder doch eher die «normale» Welt? Hat der Mann Wahnvorstellungen oder ist vielmehr die reale Welt barer Wahnwitz? Weil er um Einbildung und Wahrheit, um Innen- und Aussenwelt kreist, durchbricht der Autor die Vierte Wand eben gerade nicht, wenn er sie anspricht: «D’sch alls Theater!», sagt Chlöisu zu seinem Therapeuten. «Wie meinet dir das?», fragt dieser. – «Lueget doch mal ume! Hie isch nüüt ächt! Mir sy hie uf e’re Bühni! Alles nume Kulisse!» Michels Spiel hat so gar nichts Gekünsteltes, daher schafft er höchstmögliche Nähe. Über Jahre hat er sich in die Rolle hineingefühlt, hat er Gespräche mit engsten Angehörigen Friedlis geführt, selbst mit dessen Arzt. Er wendet vor jeder Vorstellung Stunden auf, um im Sinne des Method Acting eins mit seiner Figur zu werden. Sogar Chlöisus holpernd groovige Art des Klavierspiels hat er sich beigebracht – wie er sich für sein Stück über den Maler Antonio Ligabue die Malerei angeeignet hatte. Und wenn er vielleicht auch nicht ganz so locker klimpert, lässt er Friedlis Lieder doch bis hin zu einzelnen Seufzern und Stolperern schmerzhal originalgetreu erklingen: das wunderschöne «Wohäre geisch?», den tragikomischen «Sünneli-Blues». Verrückt, wie lustig sich Friedlis Schilderung der «Psychi» anhört. Sein assoziatives, bildhales, cinéastiches Erzählen bleibt unerreicht, sein Blues klagt nicht an, sondern bestärkt den Sänger. «Alli chöi mir dr Buggel aberütsche, u das isch ir Ornig.» Blues als sein eigener Tröster. Marco Michel zeigt Friedli nicht als das vielbeschworene depressive Genie, sondern als Liebenden, Ringenden, der doch nur verzweifelt die Hauptrolle im eigenen Leben zu spielen suchte. Nicht der Suizid steht im Vordergrund, sondern der Widerstreit von desperatem Lebenshunger und Lebensmüdigkeit: «Weisch, i we` mir ds Läbe eigentlech so gärn näh – würklech näh, zu mir näh. U häbe! U nümm loslah! Aber es glingt mr nid», lässt er den Protagonisten sagen. Eine Schlüsselstelle. «U wüll i mir’s nid cha näh, han i ds Gfüehl, i müess mer’s näh …» Theater, das wehtut, unterhält und nachdenklich stimmt und das einem, wiewohl abstrahiert, keine Sekunde als Theater vorkommt. Erschüttert und beglückt zugleich verlässt man den Saal. Und der UnterYtel hallt noch lange nach: «Die Wirklichkeit ist nicht alles.»

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03.11.2024
Erschüttert und beglückt verlasse ich den Saal
NZZ

Das Stück wird gespielt vom a.gon Theater München, D- 80636 München,
in Koproduktion mit Marco Michel, CH- 8001 Zürich

Buch, Regie, Schauspiel und Produktion: Marco Michel


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