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Kulturpreisträgerin 2012 Hilda Joos

"Operette ist eine Leidenschaft!"

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Hilda Joos über ihren Kulturpreis 2012 und die Operette im allgemeinen

Zu Beginn dieses Jahres, beim «Guet Johr» der Stadt Sursee, kann Hilda Joos, die Darstellerin der Fedora in der diesjährigen Operette «Die Zirkusprinzessin», den Kulturpreis der Stadt Sursee entgegennehmen. Damit ehrt die Stadt das herausragende Können und die Verdienste der Sängerin um das Theater in Sursee. Im Interview sagt Hilda Joos, was ihr der Preis bedeutet.


Hilda Joos, Sie erhielten den Kulturpreis 2012. Was bedeutet das für Sie?

Hilda Joos: Ich freue mich riesig und fi nde es «den Hammer». Das ist eine derart tolle Anerkennung – und das von offizieller Seite der Stadt.


Worin fühlen Sie sich damit am meisten bestätigt?

Hilda Joos: Es ist für mich eine Anerkennung des kontinuierlichen Dranbleibens über Jahrzehnte hinweg, aber auch eine Anerkennung der Operette als solcher, was meiner Meinung nach auch für unsere Theatergesellschaft toll ist.


Sie haben vor 40 Jahren hier auf der Bühne erstmals eine Hauptrolle, das «Schwarzwaldmädel», gespielt. Heuer singen Sie die Fürstin Fedora in der «Zirkusprinzessin». War das damals, 1972, eine grosse Sache für Sie?

Hilda Joos: Das war für mich ein Wow!, als ich diese tolle Rolle singen durfte. Ein grosser Traum ging damit für mich in Erfüllung, unglaublich.


Spüren Sie heute noch das Kribbeln im Bauch, wenn Sie auf die Bühne treten?

Hilda Joos: Das geht nicht verloren. Es wird im Gegenteil fast stärker. Nicht weil ich mich produzieren möchte, sondern weil ich diese Atmosphäre des Hauses erlebe, die Art der Musik, dieses Miteinander in einem Ensemble. Darin fühle ich mich zuhause, darin ist es mir wohl.


In wie vielen Operetten haben Sie hier in Sursee mitgewirkt?

Hilda Joos: In 31 Produktionen. Dazwischen lagen vor allem die Babypausen. Und wir spielten auch nicht jedes Jahr.


Wie viele Hauptrollen haben Sie gesungen?

Hilda Joos: 30. Das erste Mal sang ich im Chor, danach in Hauptrollen.


Was war im Verlauf dieser Jahre die Anerkennung, über die Sie sich am meisten freuten?

Hilda Joos: Es gab immer wieder Momente, die bleibenden Eindruck bei mir hinterliessen. Mir fällt gerade meine tausendste Aufführung vor zwei Jahren ein, wo ein Kollege auf der offenen Bühne die Vorstellung unterbrach und mir gratulierte, dazu eine Standing Ovation vom Publikum. Ein ganz toller Augenblick.


Was bedeutet für Sie die alljährliche Operette – aufwand- und kräftemässig?

Hilda Joos: Es braucht schon viel Energie. Kaum ist eine Operette vorbei, hat man schon das nächste Stück auf dem Tisch. Es ist wie beim Sport: Wer nicht dran bleibt, verliert die Kondition. Wenn ich voll arbeiten müsste, könnte ich nicht mehr Operette machen. Da brauche ich die Unterstützung meiner Familie.


Warum tun Sie sich das alles an, diesen Dauereinsatz?

Hilda Joos: Das ist einfach die Freude am Singen und Spielen. Es ist eine Leidenschaft.


Was wünschen Sie sich von Ihrem Publikum?

Hilda Joos: Dass es mich weiterhin trägt und erträgt, und seine Treue zur Operette.


Was wünschen Sie Ihrem Publikum?

Hilda Joos: Bei jeder Aufführung drei Stunden Zurücklehnen, Träumen und Wohlsein.


Führen Sie ein Operettenleben?

Hilda Joos: Nein (lacht), ein ganz gewöhnliches Leben mit Auf und Abs, mit Beruf, Familie, Enkelkindern. Gerade diese zu erleben ist wunderschön.


Sie reihen sich jetzt in die Zahl der Surseer PreisträgerInnen ein. Sie erhalten den 16. Kulturpreis. Braucht es diesen Kulturpreis?

Hilda Joos: Ich finde den Kulturpreis eine gute Institution. Für jene, die das Glück haben, den Preis zu erhalten, gibt es eine tolle Bestätigung.


Bedeutet er Ihnen über die Anerkennung hinaus auch Herausforderung?

Hilda Joos: Ich höre nicht auf, weil ich jetzt den Kulturpreis erhalten habe. Es fehlt mir etwas, wenn ich nicht singen und spielen kann. Das kann man nicht einfach ablegen, es ist ein Virus. Es geht weiter – im Rahmen des Möglichen.


Ist dieser Kulturpreis auch eine Anerkennung für die Treue, die das Publikum der Operette entgegenbringt?

Hilda Joos: Ohne unser treues Publikum hätte die Operette in Sursee niemals diesen Stellenwert. Das ist eine Voraussetzung. Damit ist die Auszeichnung auch ein Dank ans Publikum. Es ist Tradition, in Sursee in die Operette zu gehen.


Sind Ihre Talente an Operette gebunden oder würden Sie auch mal gerne anderes spielen und singen?

Hilda Joos: Ich könnte mir vorstellen, dass sich das mal verändert. Die Operette ist mein Lieblingsgenre. Es könnte für mich aber auch Anderes sein. Musicals, selbst Schauspiel könnten mich locken.

 

Willi Bürgi

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