Geschichte

220 Jahre – Ein Blick auf die traditionsreiche Geschichte der Musik- und Theatergesellschaft Sursee

Wer sich auf die Suche nach den Ursprüngen der Musik- und Theatergesellschaft Sursee macht, taucht erstaunlich tief in die Geschichte der Schweizer Theaterkultur ein: Am 14. Dezember 1800 als "Theater- und Freundschaftsgesellschaft" in Sursee gegründet, zählt sie zu den ältesten, heute noch aktiven Theatergesellschaften der Schweiz. Das reiche Erbe der auf uns gekommenen Dokumente - darunter teils einzigartige Abschriften von Theaterstücken aus dem frühen 19. Jahrhundert - erlaubt es uns, die Entwicklung des Theaters in Sursee mit einem Blick auf die Theatergeschichte des deutschsprachigen Raumes der vergangenen 200 Jahre nachzuzeichnen.

 

Auf den Spuren der Grossen

Die neugegründete Theatergesellschaft fand zunächst ein reiches Feld zur Betätigung vor: Nebst den Festspielen anlässlich grosser Kirchenfeiern und den traditionellen Musikabenden, die im kulturellen Leben der Kleinstadt seit längerer Zeit präsent waren, machte sich die Gruppe von begeisterten Laien an die Erarbeitung von Schauspielen, wobei vor allem die Lustspiele auf viel Echo stiessen. Allerdings muss man betonen, dass das Repertoire der gespielten Stücke durchaus mit Bühnen grösserer Städte der Zeit zu vergleichen ist – eine Tatsache, die auch Licht auf die beachtlichen Fähigkeiten der Vereinigung wirft.

 

Der Weg zum eigenen Stadttheater

Bald hatte sich die neue Theatergesellschaft einen zentralen Platz im Kulturleben der Stadt Sursee gesichert, so dass die Frage nach einer ständigen Bühne in den Vordergrund kam. Nach langen Jahren Spieltätigkeit auf mehr oder weniger provisorischen Bühnen - ab 1804 im Rathaus – konnte die Gesellschaft 1841/42 in der Kornschütte des Klosters Muri eine definitive Bleibe finden. Noch heute befindet sich an der Stelle der alten Kornschütte das Stadttheater von Sursee und somit der Sitz der Musik- und Theatergesellschaft. Gegen Ende des Jahrhunderts glänzte das Surseer Theater gar mit Eigenkompositionen des hiesigen Musikdirektors Josef Frei. Vom Erfolg und den Perspektiven jener Zeit zeugen die Pläne für einen grandiosen Neubau ausserhalb der Stadt, der allerdings nicht verwirklicht wurde. 1911 wurde das alte Theater geschlossen und in den Jahren 1925/26 durch den Theaterneubau an bekannter Stelle ersetzt.

 

Der Start in den Operettenerfolg

Mit der Wiedereröffnung des Theaters 1927 beginnt auch eine neue Ära in der Geschichte der Musik- und Theatergesellschaft Sursee – diejenige der Operette, welche das Schauspiel quasi nahtlos ablöste. Dieser Genrewechsel sollte der Musik- und Theatergesellschaft den Erfolg auch im 20. Jahrhundert und einen sicheren Platz neben den grossen Stadttheatern sichern. 1928 landete man mit der Operette "Der fidele Bauer" gleich einen der grössten Erfolge der Surseer Theatergeschichte. Das Stück stand bis heute insgesamt sechsmal auf dem Programm des Surseer Theaters. Die Operette schien dem Geschmack des Publikums zu entsprechen, und so wurde das Schauspiel seit 1980 weitgehend dem Gastspielprogramm überlassen.

 

Meilensteine im Jubiläumsjahr 2000

Das Jahr 2000 bildet auch in der Geschichte des Surseer Theaters eine Schwelle: Mit einem Rückblick auf 200 Jahre Laientheater in Sursee und dem Ausblick auf ein den Bedürfnissen des 21. Jahrhunderts entsprechendes Theater konnte am 31. Dezember 2000 das umgebaute Stadttheater in neuem Glanz erstrahlen.

Zeitgleich wurde auch auf der Bühne ein zukunftsweisender Schritt nach vorne gemacht:  mit dem bekannten Musical „Kiss me Kate" wagte man sich in der Saison 2001/2002 erstmals an ein Stück des modernen Musiktheaters – mit grossem Erfolg.

Seither gehören die klassischen Musicals in regelmässigen Abständen zu den vielumjubelten Theaterproduktionen der Musik- und Theatergesellschaft Sursee.

Eva Helfenstein und Stefan Röllin

 

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Ein bisher unbekanntes Bauprojekt von 1908 zeigt grossstädtische Ambitionen für den Neubau eines Theatergebäudes in der Kleinstadt Sursee. (Architekt Georges Beauverd)

 

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Mit dem «fidelen Bauer» startet Sursee seine Operettenkarriere. Der Riesenerfolg von 1928 führt zur Wiederholung im folgenden Jahr und zu mehrfacher späterer Aufführungen. Das Bild stammt von 1929.

 

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Titelblatt der Operette «Der lahme Husar» von Constantin Reindl. Vom bisher als verschollen geltenden Stück hat sich in Sursee eine Abschrift erhalten.